Übelkeit

Wenn Ihr Magen auf der Achterbahn ist

Ein flaues Gefühl im Magen, plötzlich aufsteigender Ekel und kalter Schweiss auf der Stirn: Übelkeit trifft uns oft unerwartet und kann unseren Alltag schlagartig lahmlegen. Ob auf Reisen, bei Stress oder nach dem Essen – das Unwohlsein hat viele Gesichter und noch mehr Auslöser. Doch was steckt wirklich hinter diesem warnenden Körpersignal, das manchmal wie aus dem Nichts auftritt?

Was ist Übelkeit?

Übelkeit (medizinisch: Nausea) ist ein unangenehmes Gefühl im oberen Bauchraum, das häufig mit Appetitlosigkeit, vermehrtem Speichelfluss und einem flauen, drückenden Empfinden einhergeht. Sie kann sich bis zu einem intensiven Brechreiz steigern, muss jedoch nicht zwangsläufig zum Erbrechenführen. Übelkeit ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein unspezifisches Symptom, das auf vielfältige innere Reaktionen oder Störungen hinweisen kann.

Typisch für Übelkeit ist, dass sie als Vorbote eines gestörten inneren Gleichgewichts empfunden wird. Sie dient dem Körper als Alarmsignal, das auf eine potenzielle Gefahr durch unverträgliche oder schädliche Substanzen im Magen oder im ersten Abschnitt des Dünndarms hinweist.

editorial.facts

  • In den ersten Wochen der Schwangerschaft leiden rund 70 bis 90 Prozent der Frauen unter Übelkeit, die häufig von morgendlichem Erbrechen, Appetitlosigkeit oder einer plötzlichen Abneigung gegenüber bestimmten Speisen begleitet wird.
  • Hormonelle Schwankungen, beispielsweise während der Periode, in der Schwangerschaft oder bei hormoneller Verhütung, machen Frauen deutlich anfälliger dafür. Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer.
  • Durch wiederholte Konfrontation mit Übelkeitsauslösern, wie beispielsweise Bewegungsreizen (z. B. bei Seeleuten, Piloten oder VR-Nutzern), kann sich das Gehirn an die widersprüchlichen Sinneseindrücke gewöhnen, sodass die Übelkeit mit der Zeit nachlässt.

Was sind mögliche Ursachen von Übelkeit?

Übelkeit ist ein Warnsignal des Körpers, das viele unterschiedliche Gründe haben kann. Besonders häufig steht sie im Zusammenhang mit Störungen des Verdauungssystems, etwa mit Infektionen durch Viren oder Bakterien, wie sie bei einer Magen-Darm-Grippe auftreten, mit entzündlichen Prozessen sowie mit chronischen Erkrankungen. Auch akute Notfälle wie eine Blinddarmentzündung oder ein Darmverschluss gehen häufig mit starker Übelkeit einher.

Auch andere Organe im Bauchraum können die Ursache sein. Erkrankungen der Leber, der Gallenblase oder der Bauchspeicheldrüse wie Gallenkolik, Hepatitis oder akute Pankreatitis äussern sich oft durch Übelkeit in Kombination mit Oberbauchschmerzen. Vergiftungen, etwa durch verdorbene Lebensmittel, Medikamente, Alkohol oder Umweltgifte, aktivieren das Brechzentrum im Gehirn. Auch hohe Dosen von Koffein oder Nikotin können diesen Effekt haben. Einige Medikamente, darunter starke Schmerzmittel, Chemotherapeutika oder bestimmte Psychopharmaka, führen ebenfalls häufig als Nebenwirkung zu Übelkeit.

Auch das Herz-Kreislauf-System kann beteiligt sein: Kreislaufschwäche, Blutdruckabfall oder ein Herzinfarkt, insbesondere bei Frauen, äussern sich manchmal primär durch Übelkeit und Schwäche. Störungen des Gleichgewichtsorgans, etwa durch die Menière-Krankheit oder durch Reize wie bei der Reisekrankheit, rufen ebenfalls Übelkeit hervor, da das Innenohr Signale ans Brechzentrum sendet.

Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie Migräne, Gehirnerschütterung, Hirntumore oder erhöhter Hirndruck können ebenfalls die Ursache sein. Infektionen wie eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) können ebenfalls Auslöser sein. Auch Stoffwechselentgleisungen, wie sie bei Diabetes (diabetische Ketoazidose) oder Nierenversagen (Urämie) auftreten, führen häufig zu Übelkeit, insbesondere, wenn Giftstoffe nicht mehr ausreichend ausgeschieden werden können.

In seltenen Fällen liegt eine Hormonstörung, wie beispielsweise Morbus Addison, vor. Auch gynäkologische Notfälle wie ein Eileiterriss oder eine Stieldrehung von Eierstockzysten gehen oft mit plötzlicher Übelkeit einher. Darüber hinaus können äussere Einflüsse wie Hitzschlag, Sonnenstich oder Höhenangst durch Reize, die das vegetative System aus dem Gleichgewicht bringen, ebenfalls Übelkeit verursachen.

Wie wirkt sich Stress auf Übelkeit aus?

Stress kann eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Übelkeit spielen, da er tief in die Funktionsweise des Verdauungssystems eingreift. Grund dafür ist die enge Verbindung zwischen Gehirn und Magen-Darm-Trakt, die über das sogenannte „Bauchhirn“ und den Vagusnerv vermittelt wird. Über diese direkte Kommunikationsachse können seelische Belastungen körperliche Reaktionen im Verdauungssystem hervorrufen.

Gerät der Körper in eine Stresssituation – etwa durch Angst, Zeitdruck oder emotionale Anspannung –, wird die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin angestossen. Diese Hormone aktivieren das sympathische System, um den Körper in Alarmbereitschaft zu versetzen. In diesem Zustand werden kurzfristig überlebenswichtige Funktionen priorisiert, während andere, wie die Verdauung, heruntergefahren werden. Die Folge: die Durchblutung des Magen-Darm-Trakts nimmt ab, die Beweglichkeit des Darms verändert sich und es kann zu Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall kommen.

Besonders sensibel reagiert dabei die sogenannte Darm-Hirn-Achse. Sie ist nicht nur für den Austausch von Informationen zwischen Gehirn und Verdauungsorganen zuständig, sondern auch für die emotionale Rückkopplung. Belastende Gedanken, unverarbeitete Emotionen oder psychischer Druck können sich daher direkt in Magenproblemen äussern. Häufig treten die Symptome in konkreten Stresssituationen auf, beispielsweise vor Prüfungen, in Konfliktsituationen oder bei chronischer Überlastung.

Wenn sich keine körperliche Ursache für die Übelkeit finden lässt, kann es sich um eine psychosomatische Reaktion handeln. In diesem Fall ist die Übelkeit Ausdruck innerer Belastungen, etwa durch Ängste, Depressionen oder dauerhafte Anspannung. Typisch sind dabei diffuse, langanhaltende Beschwerden wie ein permanentes Druckgefühl im Oberbauch, Magenschmerzen ohne organischen Befund oder wiederkehrendes Erbrechen in emotional belastenden Momenten.

Wann verspüren Sie heute am häufigsten Übelkeit?

nach dem Essen
im Auto oder Bus
bei Stress
morgens auf nüchternen Magen
andere
fast nie
editorial.poll.anonymous

Was sind Auslöser von Übelkeit nach dem Essen?

Ein flaues Gefühl in der Magengegend direkt nach dem Essen kann viele Ursachen haben. Oft ist es eine harmlose Reaktion auf schwer verdauliche Speisen oder verdorbene Lebensmittel. In anderen Fällen können die Beschwerden jedoch auch auf körperliche oder psychische Störungen hinweisen.

Häufig ist der Verdauungstrakt selbst betroffen. Entzündungen wie Gastritis oder ein Magengeschwür sowie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn können Übelkeit nach den Mahlzeiten verursachen. Auch funktionelle Störungen wie ein Reizmagen oder Reizdarm führen oft zu Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Oberbauchschmerzen und Übelkeit.

Eine weitere mögliche Ursache sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten, beispielsweise gegenüber Laktose, Fruktose oder Histamin. Ebenso können bestimmte Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, Alkohol, Kaffee oder Zuckeralkohole die Beschwerden verschlimmern.

Warum kommt es zu Übelkeit in der Schwangerschaft?

Übelkeit in der Schwangerschaft entsteht vermutlich durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, wobei hormonelle Umstellungen eine zentrale Rolle spielen. Vor allem der rasche Anstieg des Schwangerschaftshormons Beta-hCG sowie erhöhte Werte von Östrogen und Progesteron beeinflussen das zentrale Nervensystem und können das Brechzentrum empfindlicher machen.

Auch ein absinkender Blutzuckerspiegel, insbesondere am Morgen, kann zur sogenannten Morgenübelkeit beitragen. Zusätzlich reagieren viele Schwangere sensibler auf Gerüche, was die Übelkeit verstärken kann. Weitere mögliche Ursachen sind ein empfindlicher Darm, körperlicher oder seelischer Stress sowie eine unausgewogene Ernährung mit Nährstoffmängeln. Bei manchen Frauen spielt auch die Vererbung eine Rolle: wenn nahe Verwandte während ihrer Schwangerschaften unter Übelkeit litten, ist das Risiko dafür erhöht.

Was tun gegen Übelkeit im Auto?

Übelkeit im Auto entsteht, wenn das Gehirn widersprüchliche Signale vom Gleichgewichtssinn und den Augen erhält. Besonders häufig betroffen sind Kinder, Schwangere und empfindliche Personen. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, während der Fahrt den Blick auf einen festen Punkt am Horizont zu richten und den Kopf möglichst ruhig zu halten – idealerweise mit einem Nackenkissen. Am besten sitzt man auf dem Fahrersitz oder alternativ auf dem Beifahrersitz bzw. dem mittleren Platz auf der Rückbank mit Blick nach vorne.

Lesen oder die Nutzung von Smartphones sollte vermieden werden, da dies die Übelkeit verschlimmern kann. Stattdessen können Musik oder Hörbücher zur Ablenkung beitragen. Empfehlenswert sind leichte, fettarme Mahlzeiten vor der Fahrt, da ein leerer oder überfüllter Magen zu Beschwerden führen kann. Auch ausreichendes Trinken, am besten stilles Wasser oder Kräutertee, ist hilfreich. Frische Luft und regelmässige Pausen mit Bewegung wirken lindernd. Unterstützend können Hausmittel wie Ingwer oder Pfefferminztee eingenommen werden.

Zudem gibt es Akupressurbänder für die Handgelenke sowie spezielle Brillen mit künstlichem Horizont, die manchen Betroffenen helfen. Wer empfindlich auf Gerüche reagiert, sollte auf eine rauchfreie Umgebung und geruchsarme Lebensmittel achten. Moderne Smartphones bieten mittlerweile auch visuelle Bewegungshilfen, die den Gleichgewichtssinn stabilisieren sollen. Mit diesen Massnahmen lässt sich Reiseübelkeit im Auto oft deutlich reduzieren.

So wird Übelkeit effektiv behandelt: wirksame Tipps

  • Wenn Übelkeit durch Verdauungsbeschwerden oder Brechreiz ausgelöst wird, hilft es, frischen Ingwer zu kauen oder einen Ingwertee zuzubereiten. Die Knolle wirkt nachweislich antiemetisch, also gegen Übelkeit, und kann sowohl akut als auch vorbeugend angewendet werden, beispielsweise bei Reisekrankheit oder in der Schwangerschaft.
  • Tritt die Übelkeit nach dem Verzehr von fettigem oder schwer verdaulichem Essen auf, helfen Bitterstoffe aus Heilpflanzen wie Enzian, Wermut, Angelikawurzel oder Artischocke. Diese Pflanzen regen die Produktion von Verdauungssäften an und unterstützen Magen, Leber und Galle bei ihrer Arbeit. Bitterstoffe sind als Tropfen oder Tinkturen erhältlich, auch in Kombination mit beruhigenden Teekräutern wie Fenchel oder Melisse.
  • Bei einem Reizmagen helfen Kräutertees mit Kamille oder Pfefferminze, die Magenwand zu beruhigen und Krämpfe zu lösen.
  • Bei akuter Übelkeit sollten Sie zu leicht verdaulichen Lebensmitteln wie Zwieback, Haferschleim mit Wasser, mild gekochtem Reis oder gedünstetem Gemüse greifen. Fette, stark gewürzte oder süsse Speisen sollten Sie hingegen vermeiden, da sie das Verdauungssystem zusätzlich belasten und das Unwohlsein verstärken können.
  • Leiden Sie regelmässig unter Magenschmerzen oder Gastritis? Dann kann eine Rollkur mit Kamillentee wohltuend sein. Trinken Sie dazu morgens auf nüchternen Magen eine halbe Tasse warmen Kamillentee. Legen Sie sich anschliessend nacheinander auf den Rücken, die linke Seite, den Bauch und schliesslich die rechte Seite. Verweilen Sie in jeder Position etwa zehn Minuten. So kann sich die beruhigende Wirkung der Kamille gleichmässig im gesamten Magen entfalten.
  • Bei Übelkeit nach einer üppigen Mahlzeit können Wärmeanwendungen wie eine Wärmflasche oder ein warmer Bauchwickel helfen. Wärme entspannt die Muskulatur, fördert die Durchblutung und lindert Völlegefühl sowie krampfartige Schmerzen im Magenbereich.
  • Trinken Sie bei Übelkeit Kräutertees oder stilles Wasser in kleinen Schlucken, statt grössere Mengen auf einmal zu konsumieren. Das schont den empfindlichen Magen und versorgt Sie gleichzeitig mit Flüssigkeit, was besonders wichtig ist, wenn auch Erbrechen oder Durchfall auftreten.
  • Bei einem empfindlichen Magen können Sie ballaststoffreiche Lebensmittel wie gekochte Möhren oder etwas Apfelessig zu sich nehmen, um die Verdauung sanft anzuregen und den Brechreiz zu mindern. Vermeiden Sie dabei allerdings Rohkost oder zu viel Säure, da diese gegenteilige Effekte haben können.
  • Lüften Sie den Raum oder machen Sie einen kurzen Spaziergang, um Gerüche zu vertreiben, welche die Übelkeit verstärken könnten. Die Zufuhr von Sauerstoff kann Ihren Kreislauf stabilisieren, das vegetative Gleichgewicht unterstützen und Ihre Wahrnehmung umlenken.
  • Gönnen Sie sich bewusste Ruhezeiten ohne Reize, wenn Sie merken, dass Stress, Hektik oder Überforderung Ihre Übelkeit verschlimmern. Schalten Sie Bildschirme aus, legen Sie sich hin und lassen Sie Ihren Körper zur Ruhe kommen.
  • Meiden Sie bei häufig auftretender Übelkeit Milchprodukte, Fast Food und stark gewürzte Speisen, da diese den Magen reizen können. Wählen Sie stattdessen milde Speisen wie gekochte Kartoffeln oder leichte Brühen.
  • Massieren Sie den sogenannten P6-Akkupressurpunkt an der Innenseite Ihres Unterarms. Dieser befindet sich etwa zwei Fingerbreit über dem Handgelenk. Durch sanften Druck mit den Fingern für einige Minuten können Brechreize positiv beeinflusst werden. Diese Methode hat sich auch bei Reiseübelkeit oder in der Schwangerschaft bewährt.
  • Wenn die Übelkeit durch Anspannung oder nervöse Unruhe verstärkt wird, atmen Sie bewusst tief durch die Nase ein und langsam durch den Mund aus. Die tiefe Atmung beruhigt das vegetative Nervensystem und kann bereits nach wenigen Minuten für spürbare Erleichterung sorgen.
  • Wenn die Übelkeit stark ausgeprägt ist, länger als drei Tage anhält oder weitere Symptome wie Schwindel, Fieber oder erbrochene Flüssigkeit auftreten, suchen Sie eine ärztliche Behandlung auf. Treten zusätzlich Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, eine Bewusstseinstrübung oder eine Kopfverletzung auf, kann dies auf eine ernsthafte Ursache hinweisen. In solchen Fällen sollten Sie den Notarzt verständigen. Auch eine Reizung der Speiseröhre oder eine Unverträglichkeit gegenüber bestimmter Nahrung ist dann möglich.

Übelkeit ist ein Warnsignal des Körpers, das auf körperliche oder seelische Belastungen hinweisen kann. Eine frühzeitige Reaktion hilft dabei, die Beschwerden zu lindern und die Ursachen gezielt anzugehen.

banner mepha