Übelkeit (medizinisch: Nausea) ist ein unangenehmes Gefühl im oberen Bauchraum, das häufig mit Appetitlosigkeit, vermehrtem Speichelfluss und einem flauen, drückenden Empfinden einhergeht. Sie kann sich bis zu einem intensiven Brechreiz steigern, muss jedoch nicht zwangsläufig zum Erbrechenführen. Übelkeit ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein unspezifisches Symptom, das auf vielfältige innere Reaktionen oder Störungen hinweisen kann.
Typisch für Übelkeit ist, dass sie als Vorbote eines gestörten inneren Gleichgewichts empfunden wird. Sie dient dem Körper als Alarmsignal, das auf eine potenzielle Gefahr durch unverträgliche oder schädliche Substanzen im Magen oder im ersten Abschnitt des Dünndarms hinweist.
Übelkeit ist ein Warnsignal des Körpers, das viele unterschiedliche Gründe haben kann. Besonders häufig steht sie im Zusammenhang mit Störungen des Verdauungssystems, etwa mit Infektionen durch Viren oder Bakterien, wie sie bei einer Magen-Darm-Grippe auftreten, mit entzündlichen Prozessen sowie mit chronischen Erkrankungen. Auch akute Notfälle wie eine Blinddarmentzündung oder ein Darmverschluss gehen häufig mit starker Übelkeit einher.
Auch andere Organe im Bauchraum können die Ursache sein. Erkrankungen der Leber, der Gallenblase oder der Bauchspeicheldrüse wie Gallenkolik, Hepatitis oder akute Pankreatitis äussern sich oft durch Übelkeit in Kombination mit Oberbauchschmerzen. Vergiftungen, etwa durch verdorbene Lebensmittel, Medikamente, Alkohol oder Umweltgifte, aktivieren das Brechzentrum im Gehirn. Auch hohe Dosen von Koffein oder Nikotin können diesen Effekt haben. Einige Medikamente, darunter starke Schmerzmittel, Chemotherapeutika oder bestimmte Psychopharmaka, führen ebenfalls häufig als Nebenwirkung zu Übelkeit.
Auch das Herz-Kreislauf-System kann beteiligt sein: Kreislaufschwäche, Blutdruckabfall oder ein Herzinfarkt, insbesondere bei Frauen, äussern sich manchmal primär durch Übelkeit und Schwäche. Störungen des Gleichgewichtsorgans, etwa durch die Menière-Krankheit oder durch Reize wie bei der Reisekrankheit, rufen ebenfalls Übelkeit hervor, da das Innenohr Signale ans Brechzentrum sendet.
Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie Migräne, Gehirnerschütterung, Hirntumore oder erhöhter Hirndruck können ebenfalls die Ursache sein. Infektionen wie eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) können ebenfalls Auslöser sein. Auch Stoffwechselentgleisungen, wie sie bei Diabetes (diabetische Ketoazidose) oder Nierenversagen (Urämie) auftreten, führen häufig zu Übelkeit, insbesondere, wenn Giftstoffe nicht mehr ausreichend ausgeschieden werden können.
In seltenen Fällen liegt eine Hormonstörung, wie beispielsweise Morbus Addison, vor. Auch gynäkologische Notfälle wie ein Eileiterriss oder eine Stieldrehung von Eierstockzysten gehen oft mit plötzlicher Übelkeit einher. Darüber hinaus können äussere Einflüsse wie Hitzschlag, Sonnenstich oder Höhenangst durch Reize, die das vegetative System aus dem Gleichgewicht bringen, ebenfalls Übelkeit verursachen.
Stress kann eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Übelkeit spielen, da er tief in die Funktionsweise des Verdauungssystems eingreift. Grund dafür ist die enge Verbindung zwischen Gehirn und Magen-Darm-Trakt, die über das sogenannte „Bauchhirn“ und den Vagusnerv vermittelt wird. Über diese direkte Kommunikationsachse können seelische Belastungen körperliche Reaktionen im Verdauungssystem hervorrufen.
Gerät der Körper in eine Stresssituation – etwa durch Angst, Zeitdruck oder emotionale Anspannung –, wird die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin angestossen. Diese Hormone aktivieren das sympathische System, um den Körper in Alarmbereitschaft zu versetzen. In diesem Zustand werden kurzfristig überlebenswichtige Funktionen priorisiert, während andere, wie die Verdauung, heruntergefahren werden. Die Folge: die Durchblutung des Magen-Darm-Trakts nimmt ab, die Beweglichkeit des Darms verändert sich und es kann zu Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall kommen.
Besonders sensibel reagiert dabei die sogenannte Darm-Hirn-Achse. Sie ist nicht nur für den Austausch von Informationen zwischen Gehirn und Verdauungsorganen zuständig, sondern auch für die emotionale Rückkopplung. Belastende Gedanken, unverarbeitete Emotionen oder psychischer Druck können sich daher direkt in Magenproblemen äussern. Häufig treten die Symptome in konkreten Stresssituationen auf, beispielsweise vor Prüfungen, in Konfliktsituationen oder bei chronischer Überlastung.
Wenn sich keine körperliche Ursache für die Übelkeit finden lässt, kann es sich um eine psychosomatische Reaktion handeln. In diesem Fall ist die Übelkeit Ausdruck innerer Belastungen, etwa durch Ängste, Depressionen oder dauerhafte Anspannung. Typisch sind dabei diffuse, langanhaltende Beschwerden wie ein permanentes Druckgefühl im Oberbauch, Magenschmerzen ohne organischen Befund oder wiederkehrendes Erbrechen in emotional belastenden Momenten.
Ein flaues Gefühl in der Magengegend direkt nach dem Essen kann viele Ursachen haben. Oft ist es eine harmlose Reaktion auf schwer verdauliche Speisen oder verdorbene Lebensmittel. In anderen Fällen können die Beschwerden jedoch auch auf körperliche oder psychische Störungen hinweisen.
Häufig ist der Verdauungstrakt selbst betroffen. Entzündungen wie Gastritis oder ein Magengeschwür sowie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn können Übelkeit nach den Mahlzeiten verursachen. Auch funktionelle Störungen wie ein Reizmagen oder Reizdarm führen oft zu Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Oberbauchschmerzen und Übelkeit.
Eine weitere mögliche Ursache sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten, beispielsweise gegenüber Laktose, Fruktose oder Histamin. Ebenso können bestimmte Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, Alkohol, Kaffee oder Zuckeralkohole die Beschwerden verschlimmern.
Übelkeit in der Schwangerschaft entsteht vermutlich durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, wobei hormonelle Umstellungen eine zentrale Rolle spielen. Vor allem der rasche Anstieg des Schwangerschaftshormons Beta-hCG sowie erhöhte Werte von Östrogen und Progesteron beeinflussen das zentrale Nervensystem und können das Brechzentrum empfindlicher machen.
Auch ein absinkender Blutzuckerspiegel, insbesondere am Morgen, kann zur sogenannten Morgenübelkeit beitragen. Zusätzlich reagieren viele Schwangere sensibler auf Gerüche, was die Übelkeit verstärken kann. Weitere mögliche Ursachen sind ein empfindlicher Darm, körperlicher oder seelischer Stress sowie eine unausgewogene Ernährung mit Nährstoffmängeln. Bei manchen Frauen spielt auch die Vererbung eine Rolle: wenn nahe Verwandte während ihrer Schwangerschaften unter Übelkeit litten, ist das Risiko dafür erhöht.
Übelkeit im Auto entsteht, wenn das Gehirn widersprüchliche Signale vom Gleichgewichtssinn und den Augen erhält. Besonders häufig betroffen sind Kinder, Schwangere und empfindliche Personen. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, während der Fahrt den Blick auf einen festen Punkt am Horizont zu richten und den Kopf möglichst ruhig zu halten – idealerweise mit einem Nackenkissen. Am besten sitzt man auf dem Fahrersitz oder alternativ auf dem Beifahrersitz bzw. dem mittleren Platz auf der Rückbank mit Blick nach vorne.
Lesen oder die Nutzung von Smartphones sollte vermieden werden, da dies die Übelkeit verschlimmern kann. Stattdessen können Musik oder Hörbücher zur Ablenkung beitragen. Empfehlenswert sind leichte, fettarme Mahlzeiten vor der Fahrt, da ein leerer oder überfüllter Magen zu Beschwerden führen kann. Auch ausreichendes Trinken, am besten stilles Wasser oder Kräutertee, ist hilfreich. Frische Luft und regelmässige Pausen mit Bewegung wirken lindernd. Unterstützend können Hausmittel wie Ingwer oder Pfefferminztee eingenommen werden.
Zudem gibt es Akupressurbänder für die Handgelenke sowie spezielle Brillen mit künstlichem Horizont, die manchen Betroffenen helfen. Wer empfindlich auf Gerüche reagiert, sollte auf eine rauchfreie Umgebung und geruchsarme Lebensmittel achten. Moderne Smartphones bieten mittlerweile auch visuelle Bewegungshilfen, die den Gleichgewichtssinn stabilisieren sollen. Mit diesen Massnahmen lässt sich Reiseübelkeit im Auto oft deutlich reduzieren.
Übelkeit ist ein Warnsignal des Körpers, das auf körperliche oder seelische Belastungen hinweisen kann. Eine frühzeitige Reaktion hilft dabei, die Beschwerden zu lindern und die Ursachen gezielt anzugehen.