Anämie

Wenn Ihr Blut seinen Job nicht richtig macht

Wenn Ihr Blut seinen Job nicht richtig macht

Plötzlich fehlt die Energie, das Herz schlägt schneller als gewohnt und selbst kleine Anstrengungen machen müde – aber warum? Wenn dem Körper Sauerstoff fehlt, steckt oft mehr dahinter als blosser Stress. Anämie, auch Blutarmut genannt, bleibt oft lange unbemerkt und betrifft weltweit Millionen Menschen. Könnte Ihr ständiges Erschöpfungsgefühl ein Warnsignal Ihres Blutes sein?

Was ist Anämie?

Anämie, auch Blutarmut genannt, beschreibt einen Zustand, bei dem das Blut nicht genügend rote Blutkörperchen oder Hämoglobin enthält, um den Sauerstoffbedarf des Körpers ausreichend zu decken. Dadurch wird der Sauerstofftransport in die Zellen eingeschränkt, was sich negativ auf die körperliche Leistungsfähigkeit auswirken kann.

Ein Mangel an Hämoglobin oder Erythrozyten kann unterschiedliche Ursachen haben. Anämie ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Hinweis auf ein bestehendes Ungleichgewicht im Körper. Die genaue Ursache sollte immer medizinisch abgeklärt werden, da eine frühzeitige Diagnose für die gezielte Behandlung entscheidend ist.

In der medizinischen Praxis lässt sich eine Anämie in der Regel durch eine Blutuntersuchung feststellen, bei der insbesondere der Hämoglobinwert und die Konzentration der roten Blutkörperchen bewertet werden.

Wie nehmen Sie Eisen am liebsten zu sich?

über die Nahrung
über Nahrungsergänzungsmittel
über pflanzliche Säfte oder Tees
gar nicht gezielt
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Welche Formen von Anämie gibt es?

Es gibt zahlreiche Formender Anämie, die sich nach Grösse, Aussehen und Hämoglobingehalt der roten Blutkörperchen sowie nach ihrem Entstehungsmechanismus unterscheiden.

Eine gängige Klassifikation basiert auf der Zellgrösse und dem Hämoglobingehalt: bei der mikrozytären, hypochromenAnämie sind die Erythrozyten kleiner als normal und enthalten zu wenig Hämoglobin – ein typisches Beispiel hierfür ist die Eisenmangelanämie. Die makrozytäre Anämie ist hingegen durch vergrösserte rote Blutkörperchen mit einem erhöhten mittleren Hämoglobingehalt pro Zelle (MCH) gekennzeichnet, wie es etwa bei einem Mangel an Folsäure oder Vitamin B12 der Fall ist. Bei der normozytären, normochromen Anämie haben die Erythrozyten eine normale Grösse und Färbung, jedoch ist ihre Gesamtzahl reduziert, beispielsweise nach akutem Blutverlust.

Darüber hinaus existieren spezifische Sonderformen. Die perniziöse Anämie entsteht durch eine gestörte Aufnahme von Vitamin B12 infolge eines Mangels an Intrinsic-Faktor. Bei der hämolytischen Anämie zerfallen die roten Blutkörperchen vorzeitig. Eine besondere Form ist die Sichelzellenanämie, eine erblich bedingte Störung, bei der sich die Erythrozyten sichelförmig verformen und leichter zerstört werden. Eine weitere Form ist die seltene aplastische Anämie, die durch eine eingeschränkte Blutbildung im Knochenmark verursacht wird. Ebenso kann eine renale Anämie im Rahmen chronischer Nierenerkrankungen auftreten, da die Bildung des wichtigen blutbildenden Hormons Erythropoetin vermindert ist.

Was sind die Ursachen einer Anämie?

Die Ursachen einer Anämie lassen sich grundsätzlich drei Hauptmechanismen zuordnen: Blutverlust, verminderte Neubildung oder verstärkter Abbau roter Blutkörperchen, wobei jeweils vielfältige Einzelfaktoren eine Rolle spielen.

Ein häufiger Auslöser ist der Verlust von Blut, der sowohl akut als auch schleichend erfolgen kann. Während Verletzungen oder Operationen zu plötzlichem Blutverlust führen, entwickeln sich chronische Blutungen oft unbemerkt, etwa durch Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt oder durch langanhaltend starke Menstruationen. Solche anhaltenden Verluste führen häufig zu einem Eisenmangel, der die Hämoglobinbildung beeinträchtigt.

Ein weiterer Ursprung liegt in der unzureichenden Produktion roter Blutkörperchen im Knochenmark. Für eine funktionierende Blutbildung sind neben Eisen auch Vitamin B12, Folsäure, Spurenelemente wie Kupfer sowie das Hormon Erythropoetin notwendig. Mängel oder Stoffwechselstörungen können dazu führen, dass zu wenige oder fehlerhafte Erythrozyten entstehen. Auch chronisch-entzündliche Erkrankungen, Infektionen oder Tumore können diesen Prozess hemmen, ebenso wie Erkrankungen des Knochenmarks, beispielsweise Leukämie oder Metastasen.

Darüber hinaus kann eine Anämie entstehen, wenn die roten Blutkörperchen vorzeitig zerstört werden – ein Vorgang, der als Hämolyse bezeichnet wird. Diese Form tritt bei erblichen Störungen wie der Sichelzellenanämie oder den Thalassemien auf, aber auch infolge von Autoimmunreaktionen, Infektionen wie Malaria, der Einnahme bestimmter Medikamente oder der Einwirkung toxischer Substanzen. Wenn der Abbau schneller verläuft als die Neubildung, kommt es zur Blutarmut.

Neben diesen Hauptursachen gibt es weitere Einflussfaktoren: ein Mangel an bestimmten Vitaminen, insbesondere an Vitamin B12, Folsäure, Riboflavin und Vitamin A, kann die Blutbildung beispielsweise negativ beeinflussen. Auch genetische Erkrankungen, angeborene Syndrome wie die Fanconi-Anämie sowie chronische Infektionen und systemische Krankheiten wie Tuberkulose oder HIV können ursächlich sein. In vielen Fällen wirken mehrere dieser Faktoren gleichzeitig zusammen.

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  • Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge leidet etwa ein Viertel der Weltbevölkerung, das sind rund zwei Milliarden Menschen, an Anämie. Damit ist Anämie die am weitesten verbreitete ernährungsbedingte Erkrankung.
  • In über der Hälfte aller Fälle liegt der Anämie ein Eisenmangel zugrunde, der somit die häufigste Ursache ist.
  • Laut WHO sind etwa 40 % der Kinder im Alter von 6 bis 59 Monaten, rund 37 % der schwangeren Frauen und etwa jede dritte Frau im gebärfähigen Alter von Blutarmut betroffen.
  • Obwohl die Symptome bei beiden Geschlechtern gleich sind, treten sie bei Frauen häufiger auf. Grund dafür ist der regelmässige Blutverlust durch die Menstruation, der das Risiko für eine Eisenmangelanämie erhöht.

Welche Symptome hat man bei einer Anämie?

Bei einer Anämie können ganz unterschiedliche Beschwerden entstehen, die unter anderem darauf zurückzuführen sind, dass das Gewebe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Typische Anzeichen sind anhaltende Müdigkeit, eingeschränkte Leistungsfähigkeit, Konzentrationsprobleme, Atemnot bereits bei geringer Anstrengung sowie das Gefühl von Herzrasen und Ohrgeräusche. Häufig sind Haut, Lippen oder Schleimhäute auffallend blass. In manchen Fällen ist zudem eine gerötete, glatte Zunge zu beobachten.

Zusätzlich können bei bestimmten Formen der Anämie spezifische Symptome auftreten. So können bei einem Eisenmangel brüchige Nägel, eingerissene Mundwinkel oder entzündete Schleimhäute auftreten. Ein Vitamin-B12-Mangel kann mit Zungenbrennen, Verdauungsproblemen, Appetitlosigkeit oder auch mit neurologischen Auffälligkeiten wie Taubheitsgefühlen oder Gedächtnislücken einhergehen. Bei inneren Blutungen kann sich die Anämie durch blutigen oder schwarz verfärbten Stuhl äussern, begleitet von Kreislaufbeschwerden, niedrigem Blutdruck und beschleunigtem Herzschlag. In anderen Fällen, etwa bei einem gesteigerten Abbau roter Blutkörperchen, können Gelbsucht oder dunkler Urin Hinweise liefern.

Ab welchem Wert ist eine Anämie gefährlich?

Eine Anämie gilt als bedenklich, wenn die Hämoglobinwerte deutlich absinken. Bei Männern liegt dieser Wert bei unter 13 g/dL, bei Frauen bei unter 12 g/dL. Gefährlich wird es jedoch erst, wenn die Konzentration auf unter 7.0 g/dL fällt, da das Risiko für ernsthafte gesundheitliche Folgen wie Organschäden oder Herzversagen in diesem Bereich deutlich ansteigt. Werte unter 6.5 g/dL sind kritisch und machen in der Regel eine sofortige medizinische Behandlung erforderlich.

Wer ist häufig von einer Anämie betroffen?

Anämie tritt bevorzugt in bestimmten Lebensphasen oder bei besonderen gesundheitlichen Voraussetzungen auf. Zu den besonders anfälligen Gruppen zählen Frauen während der Schwangerschaft oder Stillzeit, da ihr Organismus in dieser Zeit deutlich mehr Eisen benötigt. Auch Kinder und Jugendliche im Wachstum sind gefährdet, insbesondere, wenn ihre Ernährung nicht ausreichend Mikronährstoffe liefert.

Im höheren Lebensalter kommt es häufig zu Problemen bei der Aufnahme von Eisen und Vitaminen, wodurch sich das Risiko für Blutarmut erhöht. Ebenso entwickeln Menschen mit chronischen Leiden, wie Entzündungen, Tumorerkrankungen oder Nierenfunktionsstörungen, häufig eine Anämie, da die Krankheitsprozesse die Blutbildung oder die Verwertung lebenswichtiger Substanzen direkt beeinträchtigen können. Zudem haben sportlich sehr aktive Personen einen erhöhten Bedarf an blutbildenden Nährstoffen. Wird dieser Bedarf nicht gedeckt, kann es ebenfalls zu einer Unterversorgung kommen.

Was Sie bei Anämie tun können: wirksame Tipps

  • Setzen Sie auf eisenreiche Lebensmittel. Besonders gut verwertbar ist das sogenannte Hämeisen, das in rotem Fleisch, Geflügel, Fisch und Eiern enthalten ist. Auch pflanzliche Produkte wie Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Spinat oder Brokkoli liefern Eisen, allerdings in einer Form, die der Körper schlechter aufnimmt.
  • Vitamin C fördert die Aufnahme von pflanzlichem Eisen. Kombinieren Sie z. B. Haferflocken mit frischem Orangensaft oder essen Sie Paprika zu eisenhaltigen Gerichten.
  • Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Folsäure, da diese die Blutbildung unterstützt. Gute Quellen sind grünes Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Milchprodukte, Hefe, Leber und Eier. Bedenken Sie, dass Folsäure empfindlich auf Hitze und Licht reagiert – bereiten Sie die Lebensmittel deshalb möglichst schonend zu.
  • Vitamin B12 ist für die Blutbildung essenziell. Es steckt vor allem in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milch. Pflanzliche Lebensmittel enthalten keine für den Menschen verwertbare Form, weshalb bei veganer Ernährung Nahrungsergänzungsmittel nötig sind.
  • Nehmen Sie Eisentabletten richtig ein. Wenn Ihnen Eisen verordnet wurde, schlucken Sie die Tabletten morgens nüchtern mit einem Glas Wasser. Bei Magenproblemen ist auch eine Einnahme zum Frühstück möglich, allerdings kann dies die Aufnahme leicht verringern.
  • Nehmen Sie Eisentabletten mit ausreichend Abstand (mindestens zwei Stunden) zu anderen Mitteln ein, da insbesondere Calcium, Magnesium, Zink, Antazida und manche Antibiotika die Eisenaufnahme behindern können.
  • Meiden Sie bestimmte Lebensmittel rund um die Tabletteneinnahme. Milchprodukte, schwarzer Tee, Kaffee, Soja und ballaststoffreiche Lebensmittel enthalten Stoffe, die Eisen binden und dessen Aufnahme im Darm blockieren. Sie sollten daher nicht gleichzeitig mit Eisentabletten verzehrt werden.
  • Seien Sie geduldig bei der Behandlung. Eine Therapie mit Eisenpräparaten dauert in der Regel mehrere Monate. Es ist völlig normal, dass sich der Stuhlgang schwarz färbt – das ist eine harmlose Begleiterscheinung.
  • Es gibt Saft- oder Teekuren, die eisenhaltige Pflanzen enthalten. Dazu zählen zum Beispiel Brennnessel, Löwenzahn, Tausendgüldenkraut, Quecke, Brombeerblätter oder Ackerschachtelhalmkraut. Diese Pflanzen können einen Eisenmangel zwar nicht ausgleichen, aber eine medikamentöse Behandlung gut unterstützen.
  • Lassen Sie die Ursache Ihrer Anämie medizinisch abklären. Wenn die Blutarmut die Folge einer chronischen Erkrankung ist, kann die Eisenaufnahme gestört sein. In diesen Fällen ist eine Therapie der Grunderkrankung entscheidend, um eine Verbesserung des Hämoglobinwerts zu erreichen.

Wird eine Anämie früh erkannt, können Patienten durch eine gezielte Auswahl ihrer Nahrung, stabile Eisenspeicher sowie die Förderung der Bildung von Blutzellen und von Blutfarbstoff (Hämoglobin) zur Verbesserung ihrer Blutwerte beitragen. Achten Sie bei sinkender Hämoglobinkonzentration auf Warnsignale Ihres Körpers und holen Sie ärztlichen Rat ein.

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